Information Architecture
Allgemein gesagt hat die Information Architecture oder Informationsarchitektur zum Ziel, Menschen dabei zu helfen, das zu finden, was sie suchen. Prinzipiell findet die Informationsarchitektur auch in physischen Gegenständen des Alltags Anwendung – beispielsweise in Bibliotheken oder sogar in Supermärkten. Im Zusammenhang mit Usability und UX geht es in der Regel um Websites oder Apps.Sobald der Content von Websites, Apps oder anderen digitalen Produkten in irgendeiner Form aufgeteilt und strukturiert oder kategorisiert wird, hat die Arbeit an der Informationsarchitektur begonnen. Grob gesagt ist die Information Architecture eine Struktur, die es Usern ermöglicht, herauszufinden, wo so sich gerade befinden und wo sich die gesuchte Information in Relation zu eigenen Position befindet.
Die Informationsarchitektur ist normalerweise nicht direkt sichtbar, formt den Aufbau und das Aussehen von digitalen Produkten aber maßgeblich mit. Direkte Komponenten der Informationsarchitektur sind:
- Sitemaps, welche die hierarchische Verknüpfungsstruktur der Website festhalten
- Kategorien, in denen Inhalte und Informationen, die in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen zusammengefasst werden
- Hierarchien, die festlegen, wie die Informationen geschachtelt sind und welche Kategorien in oder unter einer Oberkategorie liegen
- Navigation, die dem User ermöglicht, unter Verwendung der Kategorien und Hierarchien die gesuchte Information anzusteuern
- Metadaten, welche Kategorien oder Inhalten zugewiesen werden und die Zuordnung zu Kategorien, sowie das Filtern und das Durchsuchen der Daten ermöglichen
Verwandte Themengebiete
Der Ursprung der Informationsarchitektur liegt weit vor ersten Websites oder anderen digitalen Produkten: in den Bibliothekswissenschaften, der kognitiven Psychologie und der Architektur. Die Bibliothekswissenschaften beschäftigen sich bereits seit Jahrhunderten mit der Frage, wie Ressourcen am besten kategorisiert, katalogisiert, archiviert und im besten Fall natürlich wiedergefunden werden können. Aus Sicht moderner Medien sind hier insbesondere Ansätze zur Katalogisierung interessant: wie können Inhalte so mit Metadaten versehen und untereinander verknüpft werden, dass sie zuverlässig durchsuchbar und wieder auffindbar sind?Kognitive Psychologie spielt eine zentrale Rolle bei der Strukturierung von Informationen. Während das Feld nahezu unüberschaubar groß ist, helfen die folgenden fünf Punkte, Hintergründe der Information Architecture besser zu verstehen:
- Cognitive Load: Die Menge an Informationen, die ein Mensch zu einem gegebenen Zeitpunkt im Kopf behalten und verarbeiten kann ist durch seine kognitive Kapazität beschränkt. Es gibt verschiedene Richtwerte, allgemein geht man allerdings davon aus, dass Menschen 5 +/- 2 “Chunks” (Cluster von Informationen) im Arbeitsgedächtnis halten können. In jedem Fall sollte vermieden werden, durch die Präsentation zu vieler Informationen sogenannten “Mental Overload” zu erzeugen. Ein Hauptmenü sollte also auf keinen Fall mehr als sieben Menüpunkte aufweisen, sondern entsprechend geschachtelt werden.
- Mentale Modelle: wir alle haben eine Individuelle Vorstellung davon, wie bestimmte Dinge funktionieren oder auszusehen haben. Bei mentalen Modellen handelt es sich um vorhandene Annahmen über die Funktionsweise des Produktes, die die User bereits haben, bevor sie das Produkt zum ersten Mal gesehen oder genutzt haben. Diese entstehen z.B. durch die Nutzung anderer, ähnlicher Produkte. Wer seine User beim Auffinden von Informationen unterstützen möchte, sollte entsprechende Informationen da platzieren, wo User sie auch erwarten.
- Entscheidungsfindung: die Informationsarchitektur kann die Entscheidungsfindung, z.B. bei Kaufprozessen, erleichtern, wenn die passenden Informationen in Schlüsselmomenten der User Journey präsentiert werden.
- Gestaltprinzipien: bei der Wahrnehmung der Umwelt und der Verarbeitung visueller Informationen spielen besonders die Gestaltprinzipien eine große Rolle. Diese besagen, dass die Gruppierung von Elementen bestimmten Regeln folgt – beispielsweise der Nähe, Ähnlichkeit und Kontinuität. Elemente, welche zusammengehören, sollten also auch visuell zueinander passen und in räumlicher Nähe zueinander präsentiert werden.
Einflussfaktoren auf die Informationsarchitektur
Der Aufbau der Informationsarchitektur ist abhängig von der Zielgruppe des Produkts, der verwendeten Technologie und den Daten bzw. Inhalten des Endprodukts. Ziel der Information Architecture ist dabei, Inhalte in einer Form zugänglich zu machen, die sowohl den Bedürfnissen der Benutzer, als auch denen der Entwickler oder Website Betreiber entspricht.Aus Sicht der User bedeutet dies vor allem eine schnelle und einfache Orientierung sowie die leichte Auffindbarkeit und Wiederfindbarkeit gesuchter Informationen. Wie eine Struktur, die diesen Anforderungen entspricht genau aussehen kann, hängt natürlich von den Eigenschaften der individuellen Zielgruppe ab. Deshalb gibt es einige – aus dem User Testing entlehnte – Methoden, welche es ermöglichen, Informationsarchitekturen direkt mit den Usern zusammen zu erarbeiten. Denkbar ist, eine Navigationsstruktur direkt von Usern erstellen zu lassen (z.B. mit Tree Testing) oder eine vorhandene Navigation von Usern Testen zu lassen.
Für die Anbieter des Produktes ist vor allem Rücksicht auf den Kontext des Systems wichtig. Hier spielen besonders finanzielle und technische Schranken eine Rolle. Auch die Art der Inhalte wie ihr Format, vorhandene und benötigte Metadaten und ihre Dynamik spielt eine Rolle. Besonders bei Inhalten, welche regelmäßig aktualisiert werden sollen ist die Erweiterbarkeit der Informationsarchitektur wichtig.
Für die nächsten Wochen haben wir geplant, einige weitere Basics zu erklären. Neue Blog Beiträge kündigen wir übrigens auch über Twitter an: @usertimesHQ
Comments are closed.