Die Kano-Methode ist für die Priorisierung von Features, Bedarfsanalysen und die Bewertung von Kundenbedürfnissen besonders gut geeignet. Besonders hier bietet sie eine Reihe an Vorteilen. Während der Mehrwert der Befragung häufig betont wird, hat – wie jede andere Methode – auch Kano Vorteile und Nachteile, mit denen es umzugehen gilt. Folgende Auflistung der Chancen und Schwächen von Kano soll helfen, zu entscheiden, wann die Methode den größten Gewinn bringt und wie man auftretende Hürden zielführend umgehen kann.
Vorteile der Kano-Methode
- Die Methode eignet sich gut zum Testen und Bewerten neuer Ideen und geplanter Features.
- Sie ermöglicht es, (verdeckte) Erwartungen sowie Probleme der Kunden aufzudecken und liefert so ein besseres Verständnis für Kundenanforderungen.
- Produktmerkmale können abhängig von ihrer Relevanz und ihrem Einfluss auf die Kundenzufriedenheit bewertet und in Kategorien eingeteilt werden.
- Kano ermöglicht tiefere Einblicke in das Verhältnis zwischen den Kundenanforderung an das Produkt und der Kundenzufriedenheit.
- Die tiefergehende Analyse der erhobenen Daten kann bisher nicht beachtete Anhaltspunkte zur sinnvollen Segmentierung der Kundengruppe liefern. Z.B. zeigt sich in unserem Case zum Thema eCommerce, dass es eine kleine Kundengruppe zu geben scheint, die moderne Methoden des online Payments aktiv ablehnt.
- Möglichkeiten, einen Wettbewerbsvorteil durch das Implementieren von Begeisterungs-Features zu erreichen, werden aufgezeigt.
- Kano bietet die Möglichkeit, in Trade-off Situationen (Ressourcen der Entwicklung reichen nur für eine begrenzte Zahl von Features, sodass manche Features zugunsten der Umsetzung anderer vernachlässigt werden müssen) klar belegte Entscheidungen zu treffen und richtig zu priorisieren.
- Die Qualität bestehender Produkte kann anhand vorhandener sowie fehlender Features und deren Priorität/Gewicht eingeschätzt werden.
Nachteile und Gegenmaßnahme
- Aufgrund der Tatsache, dass es die Kano Methode von einem zeitlich bedingten Interessensverfall ausgeht (je länger ein Produkt über ein bestimmtes Feature verfügt, desto weniger Interessant wird dieses für die Kunden), sind die erhobenen Ergebnisse nach einer gewissen Zeit veraltet.
- Zyklisches Testen der Produktfeatures – in möglichst vielen Phasen der Entwicklung – hilft, einen Überblick über die Kundenwünsche zu behalten.
- Die Kano Methode macht nur Sinn, wenn bereits ein Product Backlog oder eine Vorstellung zu implementierender Features vorhanden ist.
- Zur Definition von Features ist die Kano Methode der falsche Ansatz. Einen Überblick über den Weg zur Produkt Feature Liste liefern wir hier. Die Kano Methode klärt nicht die Frage, was möglich ist, sondern wo die Priorität aus Sicht der Kunden liegt.
- Eine Kano-Befragung ist aufwändig: man benötigt mindestens 20 Teilnehmer und sowohl das Erstellen der Fragebögen als auch das Durchführen der Befragung und die Auswertung nimmt Ressourcen in Anspruch.
- Da Kano einem stark standardisierten Schema folgt, muss der passende Fragebogen nicht neu erfunden werden. Nutzt man das richtige Tool, genügt es, die zu untersuchenden Features zu beschreiben. Der passende Fragebogen wird automatisch generiert und sowohl die Rekrutierung von Probanden, als auch die Auswertung der Ergebnisse geschehen im Hintergrund automatisiert.
- Die erhobenen Daten werden nicht als “einfache Zahl” ausgegeben. Für eine akkurate Analyse ist eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den erhobenen Daten notwendig.
- Nutzt man die automatisierte Kano Auswertung, erhält man sowohl die diskrete, als auch die kontinuierlich Kategorisierung der Daten. Während man die Rohdaten theoretisch nutzen könnte, um weitere Kennzahlen zu berechnen, liefert allein die Kategorisierung großen Mehrwert. In den meisten Fällen kann bereits anhand der verschiedenen Kategorien eingeschätzt werden, welches Feature Priorität vor anderen Features besitzt.
- Die Methode ermöglicht keine offenen Fragestellungen!
- Hierbei handelt es sich nicht wirklich um einen Nachteil, sondern lediglich um eine Eigenschaft der Methode. Ist neben der Bewertung bestehender Feature Listen das Einholen offener Kommentare der Zielgruppe gewünscht, kann zusätzlich eine offene Befragung (z.B. per Fragebogen) durchgeführt werden. Hier liegt einer der großen Vorteile des remote Testings. Da online große Nutzerzahlen auch parallel befragt werden können, ist das Nutzen mehrerer Methoden ohne zeitliche Verzögerung und mit geringem Aufwand problemlos möglich.
- Das Ergebnis hängt von der Kooperationsbereitschaft der Teilnehmer ab.
- Dieses Problem tritt bei jeder Form von User Research auf – sei es online oder im klassischen Labor-Setting. Es ist eigentlich immer davon auszugehen, dass einzelne Probanden systematische Antwortmuster zeigen (z.B. immer den mittleren Skalenwert wählen) oder die Befragung abbrechen. Daher ist das übliche Vorgehen, entsprechende Teilnehmer auszuschließen – im Normalfall kann man sie sehr leicht zu identifizieren – und von Anfang an eine gewisse Anzahl von zusätzlichen “Ersatz Probanden” zu rekrutieren.
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